Dezember 15, 2018

Baden im warmen Fluss im Reykjadalur


In heißen Quellen zu baden ist schon etwas besonders, aber in einem warmen Fluss erst recht! Wer einige Tage in Reykjavík verbringt, oder an der Südküste in einem Sommerhaus verweilt, sollte unbedingt eine Wandertour in das „rauchende Tal“ Reykjadalur unternehmen. Das gesamte Gebiet ist von der Erdwärme geprägt und schon von weitem sieht man an den farbenfrohen Berghängen weiße Dämpfe aufsteigen. Besonders bei Windstille beeindrucken die vielen, hellen Dampfsäulen direkt aus der Erde. Unterwegs begegnet man Schlammtöpfen, Wasserfällen und kann immer wieder zurückblicken auf das fremdartig anmutende Bergpanorama.

Namensgeber des Gebietes, Photo: AS

Wandern oder auf dem Pferderücken

Durch die hügelige Landschaft des Vulkangebietes Hengill geht ein attraktiver Wanderweg hinauf in die Berge, vorbei an Wasserfällen, heißen Quellen mit spärlicher Vegetation und verformten Böden. Wer schnell geht, braucht bis zum warmen Fluss Reykjadalsá wohl kaum mehr als 40 Minuten für die insgesamt 3 Kilometer. Jedoch sollte man sich Zeit für den Aufstieg und die kleinen Attraktionen am Rande des gut ausgebauten Wanderweges nehmen. Zu viele Photomotive gibt es auf der Strecke! Gut und gerne einen halben Tag kann man sich Zeit nehmen, denn auch hinter der Badestelle gibt es einige interessante Stellen zu sehen. Wem die Wanderung zu anstrengend ist, kann das Gebiet auf dem Pferderücken besuchen, wobei auch dort das letzte Stück zum warmen Fluss gelaufen werden muß. Selbst im Winter lohnt sich ein Bad in den heißen Quellen, umgeben Schnee und Eis. Nur sollte man für die Wanderung Spikes für die Schuhe mitnehmen, damit auch vereiste Flächen bewältigt werden können.

Reiter auf dem Weg in das Tal Reykjadalur, Photo: AS

Baden im warmen Fluss

Im Fluss kann in unterschiedlichen Abschnitten gebadet werden. Wer Gesellschaft sucht, kann an dem besser ausgebauten, breiteren Teil mit Holzplattformen, -stegen und –wänden zum Umkleiden ein Bad nehmen. Badebekleidung und Handtuch sollten aber schon mitgebracht werden, denn ganz so freizügig geht es im ansonsten sehr natürlichen Island nicht zu, zumal man sich hier auch in internationaler Runde befindet. Weiter unten flussabwärts findet man jedoch ein wenig abseits des im Sommer recht lebhaften Badebetriebes sowohl flache und auch tiefere Badestellen.  Es gibt kleine Lagunen und Stellen, an denen aus Steinen Dämme gebaut wurden – so sollte jeder ein Plätzchen mit der richtigen Temperatur und Tiefe für sich finden. Hier und da befindet sich hinter einigen aufgetürmten Steinen sogar ein massagetauglicher Mini-Wasserfall!

Der warme Fluss im Reykjadalur, Photo: AS

Vulkanismus im Hengill

Das Hengill-Gebiet, welches aufgrund seiner vulkanischen Aktivität und auch der leichten Zugänglichkeit zur Erdwärme als Engerielieferant für das Hauptstadtgebiet dient, beherbergt die beiden Geothermalkraftwerke Hellisheiðavirkjun und Nesjavirkjun. Seit dem Betrieb von Nesjavirkjun hat sich der Energiekonzern OR, Orkuveita Reykjavíkur, dem Anlegen von Wanderwegen und dem Bereitstellen von Kartenmaterial sowie interessanten Infos zur Geologie der Gegend gewidmet.

Entstanden sind die Tuffgesteine des Hengill während der letzten Eiszeit unter einem Gletscher. Obwohl das Vulkansystem des Hengill durchaus aktiv ist, muß man vor einem Vulkanausbruch keine Angst haben: der letzte Ausbruch ist schon in etwa 2000 Jahre her. Bei diesem haben sich an einer 30 km langen Spalten Laven gebildet, die in die Hellisheiði, Nesjahraun und in das Gebiet des Grafningur geflossen sind.

Nachsichtig Wandern

Fairerweise müssen wir zugeben: ein Geheimtipp ist das Gebiet leider schon lange nicht mehr. Dies kann man an sonnigen Tagen schon allein an dem überfüllten Parkplatz von der Ringstrasse aus sehen. So kommt es regelmässig vor, dass die Wanderwege sogar schon geschlossen werden müssen. Zu groß ist der Andrang zweitweise und gerade bei Regen versuchen Wanderer, schlammige Stellen zu umrunden und die ausgewiesenen Wanderwege zu verlassen. Da die spärliche Vegetation sehr langsamwüchsig und empfindlich ist, leidet diese besonders unter dem Tritt. Sollten Sie also die Möglichkeit haben, das Gebiet besuchen zu können, bitten wir Sie, sich hier bedächtig, verantwortlich und mit vollen Einsatz des menschlichen Verstandes zu verhalten.

Vorsicht an den heißen Quellen!

Bitte wandern Sie nicht allein und seien Sie vorsichtig an den heißen, blubbernden Quellen, die um die 100 Grad Celsius heiß sind. Auch kann der austretende Schwefelwasserstoff (H2S), zu erkennen am Geruch nach faulen Eiern, eine Reizwirkung verursachen und der Gesundheit schaden. Um die heißen Quellen herum und vor allem dort wo der Boden bunt verfärbt ist, ist ebenfalls Vorsicht geboten. Oft befinden sich Hohlräume, Wasserläufe oder Schlamm unter der dünnen Kruste.

Vielfältige Lebensgemeinschaften an einer heißen Quelle. Photo: AS

Wie komme ich ins Reykjadalur?

Von Reykjavík fährt man auf der Ringstraße (1) in etwa 40 Minuten in Richtung Vík. Im Ort Hveragerði fährt man in Richtung Norden zum Fluß Varmá und auf der Straße Breiðamörk am Golfplatz vorbei. In den letzten Jahren konnte man den Wanderweg in den Sommermonaten auch sehr gut an einem überdimensionalen, weißes Zelt erkennen, in dessen Nähe der Wanderweg in das Tal Reykjadalur beginnt. Diesen erkennt man an betriebsamen Tagen schon an dem recht gut befüllten Parkplatz. Von dort wandert man in Richtung der Berge am Hang Rjúpnabrekkur, Schneehuhn-Hang, über eine Brücke und von dort weiter hinauf. Der Wanderweg ist sehr gut erkennbar und leicht zu bewältigen. Die Wanderung zum warmen Fluss ist 3 km lang und dauert in etwa 45 bis 60 Minuten. Nach dem Bad sollte man durchaus noch weiter wandern zur Schlucht Klambragil, nur einige Minuten hinter der Badestelle. Geht man dort weiter hinauf, erreicht man weitere heiße Quellen, an denen sich auch Schafe wohlfühlen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim entdecken!

Wanderweg in das Tal Reykjadalur von Hveragerði, Karte: OR, Orkuveita Reykjavíkur

Karte Reykjadalur. Quelle: Landvernd

Weitere Informationen von Landvernd über Reykjadalur finden Sie hier.

Photos und Text: Anne Steinbrenner