Februar 25, 2019

Lavahöhlen in Island – Unterirdische Schätze


Höhlenbesuche in Island erfreuen sich in der letzten Zeit wachsender Beliebtheit. Es werden nicht nur immer mehr Höhlen entdeckt und erschlossen – wahrscheinlich trägt auch das entsprechende Marketing zu der steigenden Anzahl der Höhlenbesucher bei. Dabei ist Höhle nicht gleich Höhle! Im weitesten Sinne gehören dazu Lavatunnel, seltene Kraterhöhlen, menschengemachte Höhlen z.B. im Tuffgestein, natürliche Eishöhlen in Gletschern und auch der künstliche Eistunnel im Langjökull. So vielseitig wie sich Island an der Oberfläche zeigt, ist es auch unterirdisch oder eben unter dem Eis! Dieser Beitrag soll sich nun aber gezielt den Lavaröhren oder -höhlen widmen.

Im Lavatunnel Raufahólshellir. Foto: AS

Lavahöhlen (Lavatunnel, Lavaröhren)

Island als vulkanische Insel weist riesige Lavaflächen auf. Besonders interessant für das Vorkommen von Höhlen sind Flächen, die aus relativ dünnflüsser, schnellfliessender Lava gebildet wurden. Solch eine Lava wird vor allem von Schildvulkanen produziert, die in Island zuhauf vorkommen. Die Höhlen entstehen, wenn die erkaltete Lava oberflächlich erstarrt, während die tieferen Teile des Lavastroms noch zähflüssig sind und sich weiterbewegen. Kurz nach der Entstehung sind die Lavahöhlen meist von aussen unsichtbar, weil sie komplett von Lava umschlossen sind.

Der Geologe Björn Hróarsson ist Islands bekanntester Höhlenforscher (Speläologe) und hat auch den Isländischen höhlenkundlichen Verein gegründet. Björn hat hunderte neue Höhlen entdeckt und wahrscheinlich gibt es noch zahlreiche Höhlen ohne (sichtbaren) Eingang die noch auf ihre Entdeckung warten. Wir möchten an dieser Stelle einige bekannte und auch etwas unbekanntere Höhlen vorstellen:

Raufarhólshellir

Es gibt auch Höhlen, bei denen später das „Dach“ einstürzt und so sichtbar werden. Ein sehr anschauliches Beispiel dafür ist die Höhle Raufarhólshellir unweit von Reykjavík, die bis vor wenigen Jahren noch frei zugänglich war, jetzt aber nur noch mit Führer und gegen Eintritt besucht werden kann. Schön und besonders ist hier der Höhleneingang durch die eingebrochene Decke, die einige grössere Löcher hinterlassen hat, in denen das Licht und im Winter auch der Schnee eindringen kann. Im hinteren Teil wird die Höhle immer bunter (allerdings auch immer dunkler!) und weist interessante Strukturen des erstarrten Lavaflusses auf.

Eingestürzte Decke der Höhle Raufarhólshellir. Foto: Lavatunnel.is

Surtshellir

Unbedingt erwähnen sollte man Surtshellir und Víðgelmir in der Hallmundarhraun (Hraun bedeutet Lava) im Westen Islands unweit der Lavawasserfälle, die wahrscheinlich die wichtigsten und grössten Lavahöhlen Islands sind. Surtshellir, nach dem germanischen Feuerriesen Surtr benannt, ist eine enorm große Höhle die 1,3 km lang ist und 8 bis 10 m hoch. Sie kann leicht erkundet werden wenn die richtige Ausrüstung benutzt wird. Allerdings kann man an manchen Stellen schwer laufen, da große Lavabrocken von der Decke gestürzt sind, die nun den Weg versperren. Im Inneren findet man Stalagtiten und manchmal auch Eisformationen. Surtshellir diente einst als Unterschlupf für Geächtete, die in der Höhle Schutz suchten und sich vor ihren Verfolgern versteckten. In unmittelbarer Nähe befinden sich noch die Höhlen Stefánshellir und Íshellir (Eishöhle), die zur gleichen Röhre gehören, durch Verstürze aber voneinander getrennt sind.

Viðgelmir

Die Lavahöhle Viðgelmir kann mit einem Guide besucht werden. Es werden kurze Touren angeboten, die einen schnellen Einblick in die Höhlenwelt vermitteln oder auch „Cave Master“-Touren bei denen man sich stundenlang mit der Materie beschäftigen kann. Die 1,6 km lange und über 1,100 Jahre alte Höhle geizt nicht mit ihren Farben. Auch hier hat ein Deckeneinbruch einen Eingang in die Höhle geschaffen. Ein Besuch lohnt sich für alle, die das unterirdische Island kennenlernen möchten. Bei der kurzen Tour „Cave Explorer Tour“ bei der man auf einem Steg läuft, muß man auch nicht sonderlich fit sein und kann selbst kleine Kinder mitnehmen.

Höhle Viðgelmir im Borgarfjörður in Westisland. Foto: TheCave.is

Vatnshellir auf Snæfellsnes

Diese ca. 8000 Jahre alte Höhle lässt sich sehr gut bei einer Reise um den Gletscher Snæfellsjökull einbringen. In die über 30 m tiefe Höhle führt eine Wendeltreppe, die den Zugang ermöglicht. Während der 45-minütigen, recht einfachen Tour die mittlerweise im Sommer fast stündlich angeboten wird, kann man auch gerne Kinder mitnehmen. Allerdings sollte man trittsicher sein, da der Boden recht uneben ist. Ausserdem gibt es keine Beleuchtung bis auf die Taschenlampen die man vom Guide ausgehändigt bekommt.

Vatnshellir auf der Halbinsel Snæfellsnes. Foto: Vatnshellir

Leiðarendi auf Reykjanes

Relativ bekannt und touristisch erschlossen ist die Höhle Leiðarendi auf der Halbinsel Reykjanes und unweit von Reykjavík im Lavafeld Tvibollahraun. Die Höhle ist noch immer wunderschön wobei aber schon einige Stalagtiten und Stalagmiten zerstört oder gestohlen wurden. Die Höhle wurde aufgrund dessen für Besucher geschlossen.

Lofthellir am Myvatn

Wer im Norden in der Region am Mückensee Mývatn unterwegs ist, kann die ca. 3500 Jahre alte Höhle Lofthellir im Lavafeld Laxálava besuchen, die zwar von der Länge nicht so beeindruckend ist (ca. 370 m), dafür aber über Permafrost verfügt. Sie vereint somit Lava- und Eisformationen, was eher selten ist, da die meisten Lavahöhlen nur im Winter Eis aufweisen. Manche dieser Eisformationen sind sogar mehrere hundert Jahre alt! Die Erkundung der Höhle ist nur mit einem Guide möglich, der einen mit Helm, Licht und Schuhen mit Spikes austattet. Und man sollte möglichst fit sein und auch keine Angst vor Enge haben, da man an der schmalsten Stelle kriechen muss.

Wo sich Eis und Lava begegnen: Lofthellir am See Mývatn. Foto: Saga/Geo Travel

Þríknúkagígur auf Reykjanes

Þríhnúkagígur nimmt hier definitiv eine Sonderstellung ein. Denn es handelt sich hier nicht um die klassische Lavaröhre mit der oben beschriebenen Enstehung sondern um eine Kraterhöhle. Vermutlich ist es der einzige Krater weltweit, dessen magmatischer Förderkanal begehbar ist und welcher noch zu einem aktiven Vulkansystem gehört. Aber keine Angst: der letzte Ausbruch ist schon 4.000 Jahre her! Es handelt sich aber nicht um die Magmakammer selbst, wie oft fälschlicherweise aus Marketingzwecken behauptet wird.

Inside the Volcano – Þríknúkagígur

Die Tour Inside the Volcano in den Krater hinein gehört schon zu den exklusiveren Höhlentouren Islands, die sich vor allem auch preislich von anderen Höhlenexkursionen deutlich abhebt. Dafür wird aber auch ein erstaunliches Erlebnis geboten: über eine Gondel, in der nur eine kleine Gruppe Platz findet, wird man in völliger Dunkelheit in die Tiefe gelassen. Wie groß der Hohlraum ist in dem man sich befindet, wird einem erst bewußt, wenn die Lichter angehen. Die Kirche Hallgrímskirkja oder auch die Freiheitsstatue würden locker hineinpassen. Und die Farben erst! Von dunklem rot bis hin zu gelb erstrahlt die gesamte Höhle in ihrer Pracht! Wer dies mitmachen möchte, sollte aber recht fit sein, denn eine 3 km-lange (oder auch 50-minütige) Wanderung durch das Lavafeld zum Krater und zurück sollten die Kräfte schon zulassen. Der Großteil der Wanderung ist ohne große Höhenunterschiede, wenn auch hügelig und uneben. Die letzten 10 Minuten sind am anstrengensten mit einem Höhenunterschied von 100 m. Davon sollte man sich aber keineswegs abschrecken lassen!

Inmitten einer Magmakammer. Foto: Inside the Volcano.

Herabsinken des Kabelliftes. Foto: Inside the Volcano.

Búri

Zum Abschluß ein informatives Video vom NDR zur versteckten, 5000 Jahre alten Höhle Búri, in welche man nur durch ein kleines 50 cm breites Loch hineinkommt. Der Weg durch die Höhle ist beschwerlich und nichts für klaustrophobisch Verlanlagte. Die Höhle wurde 2005 von Björn Hróasson entdeckt, der die Höhle erstmals erforschte. Der Eingang war klein aber je weiter man kam, umso größer wurde sie. Diese Höhle ist eher etwas für Fortgeschrittene und die Erkundung dauert mehrere Stunden. 

Ein Höhlenbesuch gehört schon fast zu einem Islandaufenthalt dazu, denn Lavahöhlen sind unglaublich schön und öffenen die Augen für die verborgenen Schätze der Erde. Denn nicht nur Krater und die Vulkane selbst gehören zu Island, sondern auch das, was die Vulkane geschaffen haben, darunter Lavafelder und die Hohlräume darin. Ob Sie nun ein wenig Nervenkitzel suchen, die Entstehung der Erde besser verstehen wollen oder auch einfach eine Gänsehaut bekommen wollen – ein Besuch der unterirdischen Welten lohnt sich auf jeden Fall!

Text: Anne Steinbrenner