Blogbeitrag von Katja Bröker in Hestsasport, die uns Ihre 23 jährige Erfahrung vom Island Winter mitteilt.
Nun kommt wieder die Zeit…. die Hauptsaison im Tourismus geht Mitte Oktober dem Ende zu und die Geschäftigkeit des Sommers weicht einem etwas ruhigeren Tagesrhythmus.
Die Tage werden definitiv kürzer, man kann nicht mehr um Mitternacht im Garten werkeln oder mit dem Hund spazieren gehen, sondern muss sich wieder mit dem Einsetzen der Dunkelheit arrangieren. Der Herbst ist da! Die Gänse und Singschwäne sammeln sich und machen sich zum Abflug bereit und auf den Gipfeln der umliegenden Berge liegt schon der erste Schnee. Wie immer, kann der Herbst nun auch ganz schnell in den Winter übergehen. Nach nahezu 23 Jahren in Island habe ich gelernt, dass die Jahreszeiten Herbst und Frühling in Island meist nur sehr kurz sind, wo hingegen sich Sommer und Winter gut ausdehnen und oft ohne Vorwarnung ineinander übergehen können.
Auch wenn der Winter hart und lang sein kann, hat er ganz gewiss auch gute und SEHR attraktive Seiten, auf die man sich freuen kann.
Viele Aktivitäten, die im Sommer angeboten werden, finden nun im Winter nicht mehr statt. Dafür gibt es andere, z.B. Ski fahren. Sowohl Abfahrtski als auch Langlauf werden im Skagafjörður angeboten. Da die Tage, wie gesagt, kurz sind, sind die Pisten und Loipen ab dem Nachmittag bereits beleuchtet und weisen daher einen ganz besonderen Charme auf.
Reittouren auf den berühmten Islandpferden kann man auch jetzt im Winter unternehmen, allerdings sind nur noch kürzere Versionen im Angebot. Bei den längeren Touren muss häufig ein Fluss oder Bach überquert werden und das ist nicht mehr möglich wenn er ganz oder auch nur teilweise vereist ist. Ein ganz besonderes Erlebnis ist es, mit den Islandpferden in ihrem plüschigen Winterfell durch die verschneite Landschaft zu reiten und auf dem Weg z.B. einen bizarr vereisten Wasserfall zu bestaunen.
Nach solchen Aktivitäten freut man sich dann auf ein ausgedehntes Bad im typisch isländischen „Hot Pot“. Was für die Finnen die Sauna ist, ist für die Isländer der Hot Pot. Im Skagafjörður gibt es sogar auch Natur-Hot-Pots. Sie bieten zwar keine Umkleidemöglichkeiten, aber genau das macht ein Bad in einem solchen Hot Pot auch so besonders. In den Hot Pot im Schwimmbad gehen, das kann schließlich jeder! – Und apropos Schwimmbad: Ein Besuch im Schwimmbad ist eigentlich auch ein MUSS auf einer Islandreise, gehören die Schwimmbäder doch ganz sicher zum kulturellen „Erbe“ der Isländer.
Ganz kurz zur Geschichte Varmahlíðs, wo ich zuhause bin. Varmahlíð heißt übersetzt: der warme Hang. Wie der Name verrät gibt es hier heiße Quellen und das sind natürlich ideale Bedingungen, um sich dort anzusiedeln. Varmahlíð ist ein recht „junges“ Dorf. Das erste Haus wurde zwecks Bewirtung und Übernachtungen 1931 gebaut. Sodann folgte ein kleiner Kolonialwarenladen, woraufhin die ersten Wohnhäuser in der Nachbarschaft erbaut wurden und später auch eine Schule.
Das Schwimmbad gab es schon 1912!!!! Es war eine lange und recht große Grube, die ausgehoben wurde und mit Torf ausgekleidet wurde, um das natürliche warme Wasser darin zu halten. Hier lernten viele Bewohner der umliegenden Höfe in den Sommermonaten schwimmen.
Heutzutage wird nahezu das ganze Tal von den heißen Quellen in Varmahlíð mit Warmwasser beliefert.
Viele Unterkünfte bieten ihren Gästen ebenfalls einen Hot Pot und dort kann man einen Tag nach langer Autofahrt oder vielen aufregenden Aktivitäten hervorragend ausklingen lassen.
Wir haben nun auch schon die ersten Nordlichter der Saison bestaunen können, immer wieder ein tolles Erlebnis und niemals langweilig. Im Hot Pot zu sitzen und sich dieses Schauspiel anzuschauen, ist unschlagbar und eigentlich nicht zu toppen. Wenn man Glück hat, tanzen sie in weiss, grün und violett am Himmel und es verschlägt einem geradezu die Sprache, selbst wenn man schon oft Nordlichter gesehen hat. Mir geht es jedenfalls immer wieder so.
Im April denke ich dann etwas wehmütig bei jedem Nordlicht: „Oh, das könnte vielleicht das letzte der Saison gewesen sein.“
Ebenso faszinieren mich immer wieder diese atemberaubenden sternenklaren Winternächte, in denen alles verschneit ist, es absolut windstill ist und der Vollmond alles hell beleuchtet.
Für mich ist DAS der Inbegriff von Winter, den ich als Norddeutsche schon lange nicht mehr in Deutschland erleben durfte. Kindheitserinnerungen werden wach und meine isländischen Freunde freuen sich mittlerweile darauf, wieder zum Bratapfelessen eingeladen zu werden.
Natürlich sieht der isländische Winter nicht nur ruhig und beschaulich aus. Es gibt auch heftige Schneestürme und dann geht einfach mal nichts mehr. Paßstraßen werden gesperrt und man bleibt am besten dort, wo man gerade ist. Heutzutage funktionieren die Wettervorhersagen und Wetterwarnungen recht gut und man kann sich auf solche Unbillen einstellen.
Daher heißt es bei einem Winterurlaub in Island: Flexibel bleiben! … und die Internetseiten der Wettervorhersagen und Straßenadministration gut mitverfolgen.
Bei solchem Wetter riskiert man nichts und macht es sich am besten mit einem guten Buch bei Kerzenschein gemütlich und wartet das Wetter ab.
Nun hab ich viel von Schnee erzählt und das ist ja das, was man sich unter Winter vorstellt. Trotzdem ist auch der Norden Islands nicht wirklich schneesicher. Wir können auch durchaus mal Temperaturen über dem Gefrierpunkt haben mit oder ohne Regen. Ich will hier keine falschen Vorstellungen wecken. Für Islandinteressierte und Islandfreunde würde ich auf alle Fälle eine Winterreise in diese fantastische Natur empfehlen. Das ist ein ganz anderes Island als im Sommer.
Autor: Katja Bröker