Wollten Sie schon immer einmal Skifahren ohne Bäume im Weg zu haben? Zumindest die Homepage der nordisländischen Skigebiete sieht darin einen klaren Pluspunkt für das Skifahren auf Island.
Während Wintersport auf der Insel am Polarkreis lange Zeit hauptsächlich bei den Einheimischen beliebt war, so entdecken immer mehr ausländische Touristen den isländischen Winter für sich. Eisklettern, Hundeschlittentouren, Schneemobilfahrten, Abfahrtsskilauf, Snowboarden, Heliskiing, Cross Country Touren, Skitourengehen – der isländische Winter bietet für jeden Geschmack etwas. Nach den sportlichen Aktivitäten wird dann im „heißen Topf“ – einem heißen Badebecken im Freien – entspannt. Mit etwas Glück leuchten dann noch Nordlichter auf und machen die romantische Stimmung perfekt.
Was Wintersport auf Island relativ unberechenbar macht, ist das nordische Wetter. So kann auf einen absolut herrlichen Wintertag mit strahlend blauem Himmel und Pulverschnee dichter Schneesturm folgen. Und man mag es nicht glauben – auch auf Island gab es schon Winter, in denen der Schneefall zumindest im Süden nicht für das Skifahren gereicht hat. Meist fällt der Schnee, der wirklich liegenbleibt, erst nach Weihnachten. Daher öffnen die Skigebiete meist Anfang Januar. Weil um diese Jahreszeit aber wenig Tageslicht vorhanden ist, nutzt man diese Zeit höchstens zum Abfahrts-Skilauf (teilweise auch mit Flutlichtbeleuchtung). Während im März oder April oft schöne Skitouren möglich sind. Generell muss man immer mit einem plötzlichen Wetterumschwung rechnen und die richtige Ausrüstung dabeihaben – oder ein Alternativprogramm wählen.
Sehr beliebt bei den Einheimischen sind Cross Country Skitouren. Dies sind Skiwanderungen über lange Strecken (etwa 25 km am Tag mit Gepäck) durch unberührte Landschaften. Dabei benutzt man Ski, die etwas breiter als Langlaufski sind und über eine Stahlkante verfügen. Die Ferse kann im Gegensatz zum Tourenski nicht in der Bindung fixiert werden. Übrigens werden bei Cross Country Ski auch Steigfelle verwendet. Cross Country Ski sind wesentlich leichter als Tourenski, die Stiefel weicher. Besonders gut geeignet ist diese Skiart für hügeliges Gelände, doch mit entsprechender Erfahrung lassen sich sogar steile Hänge bewältigen.
Cross Country Touren werden als Tagestouren oder Mehrtagestouren z.B. von den isländischen Wandervereinen angeboten. Man kann durchaus damit rechnen, auch bei heftigem Schneetreiben unterwegs zu sein – daher sind solche Touren wirklich nur für erfahrene Cross Country Skiläufer mit entsprechender Ausrüstung möglich. Man sollte seine eigene Ausrüstung mitbringen oder vor Ort kaufen, das Mieten ist schwierig oder sogar unmöglich. Reykjavík verfügt über diverse sehr gut ausgestattete Sportgeschäfte, in denen man auch Skiausrüstung kaufen kann. Von Ísafjörður in den Westfjorden aus werden seit einiger Zeit sogar Cross Country Touren vom Schiff aus angeboten!
Eine herrliche Variante des Skifahrens in unberührtem Gelände sind Skitouren im steilen Gelände. Bei allen Skitouren ist es lebensnotwendig, Lawinenausrüstung (bestehend aus LVS-Gerät, Sonde und Schaufel) mitzunehmen und den Umgang damit zu beherrschen. Bei spezialisierten Tourenanbietern lassen sich ggf. Skitourenausrüstung und Lawinenausrüstung mieten, man sollte sich vor dem Abflug von zu Hause darüber informieren. Wichtig sind Harscheisen und gut klebende Steigfelle. Bei leichteren Cross Country Touren, die nur durch leicht gewelltes Gelände führen, kann unter Umständen auf Lawinen-Ausrüstung verzichtet werden, niemals jedoch bei Skitouren im alpinen Gelände. Auch auf leichteren Touren abseits der Pisten ist es lebenswichtig, dass man über entsprechende Lawinen-Kenntnisse verfügt und / oder sich einer geführten Tour anschließt. Lawinen sind sehr gefährlich und dürfen nicht unterschätzt werden! Und Achtung: Auch wenn das Handy-Netz auf Island inzwischen gut ausgebaut ist, in den Bergen hat man bei Weitem nicht überall Empfang.
Reine Langlaufloipen finden sich meist im Bereich der Abfahrtsskigebiete. Einige landschaftlich schöne Loipen sind vorhanden, allerdings reicht das Streckennetz alleine kaum für einen reinen Langlauf-Urlaub. Kürzere Loipen werden am Nachmittag / Abend teilweise mit Flutlicht beleuchtet.
Eine wirklich tolle Kombination für einen Skiurlaub auf Island ist ein Aufenthalt in einer netten Stadt mit Tagesausflügen in die Skigebiete. So kann man Tage mit schlechtem Wetter für ein Alternativprogramm wie Museumsbesuche oder einen Besuch im beheizten Freibad nutzen.
Island verfügt über insgesamt 75 Pistenkilometer und 42 Skilifte in verschiedenen Landesteilen. Der höchste Punkt des höchstgelegenen Skigebietes auf Island liegt bei nur 950 m über dem Meer – dafür aber nicht weit vom nördlichen Polarkreis. Mögen die Pisten im Vergleich zu den Skigebieten der Alpen zwar nicht lang sein, so kann das Wetter die Pisten durchaus anspruchsvoll werden lassen. Und einige Pisten sind auch für Fortgeschrittene steil genug, um auf ihre Kosten zu kommen. Nicht zu vergessen die herrlichen Ausblicke über die vulkanischen Berge – klares Wetter vorausgesetzt. Die mangelnde Länge der Pisten wird außerdem durch die kürzeren Schlangen am Lift wett gemacht. Und erschwinglich ist das Skifahren auf Island auch (Tageskarte ca. 20-30 Euro).
Die größeren Skigebiete bieten auch Snowboardparks an.
Die meisten Skigebiete sind mit Bussen vom nächstgelegenen Ort aus zu erreichen. Zeitlich flexibler ist man allerdings mit einem Mietwagen (auf Wintertauglichkeit achten, z.B. außerhalb der Städte auch Spikes).
Morgens sollte man am besten im Internet nachschauen oder beim „Schneetelefon“ nachfragen, ob das Skigebiet wirklich geöffnet ist. Die Wetterverhältnisse können sich schnell ändern. Muss ein Skigebiet im Laufe des Tages aufgrund des Wetters geschlossen werden, so verfällt der Skipass für diesen Tag in der Regel.
Für alle größeren Skigebiete gilt, dass Mietausrüstung (Abfahrtsski / Snowboard, teilweise auch Langslauf-Ski) problemlos erhältlich ist.
Skikurse werden meist am Wochenende angeboten, z.T. auch in englischer Sprache.
Um eine Liftkarte zu kaufen, muss man zunächst einmalig eine Plastik-Chipkarte erwerben, die immer wieder verwendet werden kann. Rechnet man nicht damit, wieder einmal zum Skifahren nach Island zu kommen, so kann die Karte zurück gegeben werden und man erhält einen Teil der Gebühren wieder.
Die meisten Skigebiete verfügen über Imbiss-Stuben und teilweise auch über separate Räumlichkeiten, in denen man sein eigenes Picknick verspeisen darf.
Die Pisten werden je nach Schwierigkeit unterteilt, ähnlich wie in den Alpen:
Zu beachten sind die internationalen Skiregeln.
Skihelme sind für Kinder und Jugendliche in den meisten isländischen Abfahrtsskigebieten Pflicht!
Oft herrscht auf Island ein kalter Wind. Warme, winddichte Kleidung, Ersatzhandschuhe und eine geschlossene Skibrille (auch bei Schneetreiben) sind daher sehr wichtig!
Übersichtskarte der isländischen Abfahrts-Skigebiete: http://www.ski.is/is/skidasvaedin
Auflistung der einzelnen Skigebiete mit Länge der Pisten, Kosten für Skipass etc.: http://www.skiresort.info/ski-resorts/iceland/
Auflistung der einzelnen Skigebiete mit Links zu deren Homepages: http://skidasvaedi.is/upplysingar/onnur-skidasvaedi/
Zumindest die Homepages der größeren Skigebiete verfügen über eine Zusammenfassung oder einen Link auf Englisch oder es werden zumindest die wichtigsten Daten auf Englisch erwähnt.
Von Reykjavík aus ist das beliebte Skigebiet von Bláfjöll in etwa 30 Minuten Fahrzeit zu erreichen. Hier gibt es eine gute Auswahl an leichten und mittelschweren Pisten mit insgesamt 15 km Strecke. Bei schönem Wetter hat man einen herrlichen Ausblick über diverse verschneite Krater bis hin zum berühmten Vulkan Eyjafjallajökull und zum Meer.
Landschaftlich sehr reizvoll ist auch eine 13 km lange Loipe.
Skálafell ist ein kleines Skigebiet, das meist nur am Wochenende geöffnet hat und eher für Anfänger geeignet ist.
Homepage für beide Skigebiete: www.skidasvaedi.is
Akureyri / Hlíðarfjall
Auch die „Hauptstadt des Nordens“ Akureyri ist ein guter Ausgangspunkt für einen Skiurlaub. Die Region im Norden Islands ist recht schneesicher, häufig gibt es sogar zum Nationalfeiertag am 17. Juni noch ein Skirennen! Das Skigebiet Hlíðarfjall verfügt über 24 Pisten mit insgesamt 14,9 Pistenkilometern, die längste Piste ist 2,3 km lang.
Die längste Langlauf-Loipe umfasst 10 km, davon werden 3,5 km beleuchtet.
Eine Partnerstadt von Akureyri ist übrigens Denver in Colorado. Für professionelle Skifahrer gibt es sogar ein gegenseitiges Abkommen zur Nutzung der Skigebiete.
www.hlidarfjall.is
Die 5 Skiregionen
Nordisland hat sich mit 5 Skigebieten (das bereits erwähnte Akureyri, Siglufjörður, Ólafsfjörður, Sauðárkrókur und Dalvík) zu einem Skipass zusammengeschlossen. Unter dem Namen 5×5 kann man an 5 Tagen bis zu 5 Skigebiete besuchen. Umgerechnet etwa 120 Euro kostet der 5-Tages-Skipass. Auch die Ski-/Snowboardmiete ist mit ca. 130 Euro für 5 Tage durchaus erschwinglich. Für Kinder gibt es Ermäßigungen.
5×5 Skipass: http://www.northiceland.is/ski-iceland
Húsavík ist ein weiteres kleines Skigebiet im Norden Islands: http://www.nordurland.is/is/afthreying/winter-adventure/husavik-ski-area
Am Berg Kaldbakur werden Touren mit der Schneeraupe und die Abfahrt wahlweise per Schneeraupe, Ski oder Schlitten angeboten: http://www.nordurland.is/is/afthreying/winter-adventure/kaldbaksferdir
In der Nähe von Ísafjörður befinden sich zwei weitere kleine Skigebiete, teilweise mit recht steilen Pisten in den Fjordhängen.
www.dalirnir.is
Zwei kleine Skigebiete in den Ostfjorden, teilweise recht steil in den Fjordhängen.
http://www.stafdalur.is
http://www.visitfjardabyggd.is/oddsskard
Als besonders exklusive Variante des Skifahrens bieten einige Unternehmen inzwischen auch Heliskiing an. Man kann verschiedene Agenturen im Internet finden. Achten Sie unbedingt auf entsprechende Ausbildungsstandards der Bergführer und Informationen zur Sicherheit.
Im Notfall:
Die Notrufnummer ist die 112. In den größeren Skigebieten sind Mitglieder der Bergrettung oder Angestellte des Skigebietes vor Ort, um Hilfe leisten zu können. Am besten zunächst an das Liftpersonal wenden.
Inlandsflüge und das Wetter:
Ganz wichtig: Sollten Sie Ihr Skigebiet mit einem Inlandsflug (Nordisland, Westfjorde) erreichen, so rechnen Sie unbedingt einen Reservetag in Reykjavík vor dem Heimflug ein. Aufgrund der wechselnden Wetterverhältnisse im Winter kommt es immer wieder vor, dass Inlandsflüge ausfallen. Mit einem Reservetag ist man auf der sicheren Seite, damit man seinen Heimflug nicht verpasst.
Text und Fotos: C.B.