Als diesjährigen Ausflug hatten wir uns von Erlingsson Naturreisen kurzerhand vorgenommen, das Hochland genau zu erkunden mit besonderem Schwerpunkt auf alle Sehenswürdigkeiten, die von uns besonderer Erkundung bedürfen. Naturschönheiten wie Gullfoss und Geysir wurden dabei bewusst ausgelassen – Hauptsache möglichst viel Zeit im Hochland verbringen an Orten, die man mit einem herkömmlichen PKW nicht mehr erreichen kann.
Gewählter Zeitpunkt war Anfang September wenn die meisten Touristen das Land schon wieder verlassen haben, die Hochlandstraßen noch geöffnet haben und die Furten normalerweise den niedrigsten Wasserstand aufweisen. Gewählt haben wir einen Toyota Landcruiser, ein großes, komfortables Allradfahrzeug, welches perfekt alle Furten gemeistert hat und der selbst auf den harten Schotterpisten im Gegensatz zu den robusten Landrovern einen gewissen Wohlfühlfaktor aufzuweisen hat.
Insgesamt haben wir fast vier volle sonnige Tage in nahezu absoluter Einsamkeit erleben dürfen mit vielen fantastischen Wanderungen in dem doch so vielseiten Hochland. Wer Island noch nicht kennt, sollte die Tour so aber auf keinen Fall nachmachen, sondern sich mehr Zeit für die Dinge am Wegesrand nehmen.
Wir und die (noch saubere) Kategorie I (in dem Fall Landcruiser) am Beginn der ersten Hochlandpiste. Vorne links: Erla, dahinter Erna, Gurrý rechts hinten und Birgitta rechts vorne. Im Vordergrund, unsichtbar und mit Kamera: Anne |
Der Tag begann am frühen Morgen mit der Mietwagenübernahme bei Europcar bei strahlendem Sonnenschein. Über den im Morgenlicht bezaubernd aussehenden Nationalpark Þingvellir ging es am Geysir und am Gullfoss entlang auf die anfangs noch gute Schotterstrasse in Richtung Norden quer durch das Land. Diese Straße wurde sobald von einer Piste mit ziemlich vielen und auch tiefen Schlaglöchern abgelöst, die typisch sind für den Spätsommer, nachdem sie die ganze Sommersaison über von zahlreichen Fahrzeugen abgenutzt wurde. Man merkte deutlich, dass nun die letzten Tage für das Hochland einläuteten, denn kaum begegnete man Menschen und eigentlich auch keinem einzigen Fahrradfahrer mehr. Anfang September kann absolut perfekt sein für Hochlandfahrten so wie in unserem Fall; man kann aber unter Umstände auch schon den ersten Schnee erleben.
Wichtigstes Ziel an an diesem Tag waren für uns fünf Frauen die Kerlingarfjöll (das Altweibergebirge) mit fantastischen bunten und steilen Rhyolithbergen was grob sehr an Landmannalaugar erinnert aber weit weniger von Touristen besucht wird. Von der Kjölur Piste ging es einen steinigen und verschlungenen, ca. 10 km langen Weg in Richtung Gebirge, welches wir bereits seit einiger Zeit von unterwegs und aus der Ferne bewundern konnten. Wie bunt die Berge wirklich sind, sieht man aber erst, wenn man im Hochtemperaturgebiet Hveradalir angekommen ist. Zuvor sieht man einen tosenden Wasserfall Gýgjarfoss und dann, nachdem man einige Höhenmeter mit dem Auto zurückgelegt hat, auch die Hütten in Ásgarður in einem grünen und für das Hochland üppig bewachsenem Tal durch welches sich ein Fluss schlängelt. Wir nahmen uns kurz Zeit, um die Zimmer dort in einem nagelneuen Gebäude anzusehen und fuhren dann aber weiter in das „eigentliche“ Wandergebiet Hveradalir. Der Blick bereits vom Parkplatz war schier atemberaubend. Mit vollen Enthusiasmus stürzten wir uns unser strahlend blauen Himmel in diese Fantasiewelt voller heißer Quellen, rötlichen und orangefarbenen Bergen mit Schneeflecken. Es gibt in diesem Gebiet unzählige Wanderwege die steilen und lehmigen Bergrücken hinauf welche durch Stufen an den Hängen sehr gut sichtbar sind. Ein längerer Wanderweg führt auch zurück zu den Hütten. Hier wanderten wir bis zu einer großen Schneefläche. Ein Photomotiv reihte sich an das andere. Überzuckerte Berge, dampfende Landschaften gelb-rötlicher Lehm und ein klares weißlich-bläuliches Flüsschen mit kiesigem Flussbett und strahlend weiße Schneeflächen sind ein wahres Eldorado für Wanderfreunde.
Nahezu endlos erscheinen die Wandermöglichkeiten im Hveradalir in den Kerlingarfjöll! Hier fiel die Entscheidung nicht leicht.
Weiter ging es die nächste Stunde über die steinige und furtlose (bis auf eine kleine Pfütze) Kjölur-Route; weiterhin mit dem Blick auf den langen Gletscher Langjökull auf der linken Seite und Hofsjökull auf der rechten Seite. Unser nächster Stopp war die grüne Hochlandoase Hveravellir mit einigen Hütten. In dem für Badende angenehm temperierte Naturpool welcher von einem warmen Fluss aus den angrenzenden heißen und teilweise fauchenden Quellen gespeist wird, hatte sich bereits eine Gruppe singender und biertrinkender Isländer einen Platz im wohligen Nass ergattert. Darüber hinaus waren aber wenige Reisende dort. Keine Busse mehr und nur ein einziges Zelt eines mutigen und kälteunempfindlichen Ehepaares war zu sehen. Nach unserer verspäteten Mittagspause begaben wir uns auf eine leichte Wanderung durch die dampfende Quellenlandschaft und bestaunten dabei die Schafe, die in Allerseelenruhe die letzten Sommergräser genossen – umringt von lebensfeindlich kochenden Pools. Hier lebte auch einst der Aussätzige Fjalla-Eyvindur, von dem es heißt, dass er hier in einer Höhle gelebt und sich in den Quellen Fleisch von gestohlenen Tieren gekocht haben soll. Das Höhlenversteck liegt ganz in der Nähe in einem Lavafeld aber es gehört ein bisschen Geschick dazu, den Eingang auch zu finden!
Von Hveravellir ging es unter der schräg stehenden Abendsonne vorbei am großen Stausee Blöndulón und weiter durch eine herbstlich anmutenden Heidelandschaft mit kleinen Seen mit einer großen Anzahl von Singschwänen. Gänse flogen über uns hinweg und kleinere Vögel vereinten sich zu großen Scharen: ein letztes Durchatmen vor dem Abflug in wärmere Gefilde. Als Fahrstrecke wählten wir den eher selten befahrenen aber schönen Weg welcher direkt am Fusse des markanten und aus der Ferne pyramidenartigen Berges Mælifell entlangführt. Unterwegs sind wir genau einem einzigen Fahrzeug begegnet. Spät am Abend trafen wir in unserer Unterkunft Bakkaflöt ein, dessen Lage ausgezeichnet für diejenigen ist, die von der Kjölur-Strecke kommen. An unserem Sommerhaus konnten wir grillen und uns ein recht deliziöses Abendessen zubereiten. Als Nachtisch zeichneten sich in der Dämmerung bereits die Nordlichter ab – erst als weißer Bogen über unseren Köpfen und später durch mehrere Streifen, die über den ganzen Himmel verteilt waren.
Nach einem ausgedehnten Frühstück ging es nun wieder zurück in das Hochland, diesmal durch das südlich von Bakkaflöt gelegene Tal Vesturdalur mit steilen Berghängen, einem Fluss und mehreren durchaus ansehnlichen Wasserfällen. Eine serpentinenartige und vermutlich selten befahrene Piste schlängelte sich bis auf eine mit Zwergsträuchern und Moosen bewachsene Hochebene, deren Monotonie auf langer Strecke nur durch einige Seen unterbrochen wurde. Die Piste war schmal aber mit unserem Fahrzeug gut befahrbar. Der erste Fluss, die Eystri-Jökulsá war noch überbrückt, danach mussten wir unsere zwei ersten Furten in Angriff nehmen. Die erste, Strangilækur, ein klarer Quellfluss mit mittelgrossem Kiesschotter konnte von uns leicht durchwartet werden und wies einen ebenen Untergrund und wenig Strömung auf und war gerade mal schätzungsweise 30 – 40 cm an der tiefsten Stelle. (Übrigens haben wir hier eine Lesebrille am nördlichen Ufer verloren. Falls jemand die Brille im nächsten Sommer findet, kann er Sie gerne an unsere Adresse schicken). Der zweite Fluss dem wir kurz darauf begegneten war der Hnjúkskvísl und als milchiger Gletscherfluss eher ein unangenehmer Geselle. Er war deutlich breiter und tiefer mit recht unregelmäßiger Strömung. Das wirklich Negative daran war aber, dass man die Tiefe kaum einschätzen konnte da man überhaupt nichts vom Untergrund sehen konnte. Wir unternahmen den Versuch des Durchwatens, was sich aber aufgrund der großen, runden Steinen auf dem Flussboden selbst mit einem Wanderstab als schwierig herausstellte – ganz davon abgesehen, dass einem die Beine schon nach kurzer Zeit abzufrieren drohten. Glücklicherweise waren wir nicht ganz ohne Erfahrung und die Durchfahrt gelang trotz Kopfzerbrechens ganz problemlos, nicht zuletzt auch Dank unseres großartigen Gefährtes. Hier liegt besonders in der Langsamkeit und Geduld die Kraft!
Nach Weiterfahrt auf karger Piste und mit Blick auf den nördlichen Rand des kreisförmigen und uns bereits von anderen Seite bekannten Gletschers Hofsjökull, gelangen wir an die Hütten von Laugarfell, welche in diesem Jahr von einem Ranger-Ehepaar mit kleinem Kind betreut werden. Für die Toilettenbenutzung, Küchenbenutzung und Bad in der warmen Naturquelle zahlt man in den Hochlandhütten eine Servicegebühr (500 ISK). Hier breiteten wir auf der Terrasse der Haupthütte unsere wohlverdienten Nahrungsreserven aus mit Kaffee, warmen Suppen, Brot und Aufstrichen. Das Bier und der Wein welche im Auto kräftig durchgeschüttelt wurden, mussten leider noch bis zum Abend warten. Gestaunt haben wir aber über den Subaru Impreza welcher es tatsächlich von Akureyri bis hierher geschafft hatte, allerdings einen Platten hatte und die Batterie an einem Starterkabel angeschlossen werden musste. Mit anderen Worte: das Auto hatte vor dieser Odyssee eindeutig bessere Zeiten erlebt.
Mit dem Wissen, alle Furten gemeistert zu haben, brachen wir gutgelaunt in Richtung Eyjafjörður auf, einem langen Fjord der tief ins Inland reicht und der die bunte Stadt Akureyri beherbergt. Die Strecke stellte sich dann doch als recht anspruchsvoll heraus und fordert von Autofahrern eine gute Konzentrationsfähigkeit! In endlosen Schlängellinien mit scharfen Kurven um Gesteinsblöcke herum führte der holprige Weg durch zunächst schwarze und auch zum Teil rote Wüsten um sich dann bald in eine noch holprigere, bei einigen Mitfahrern angstauslösende Serpentinenabfahrt zu verwandeln. Der Blick in das vor uns liegende Tal war verheißungsvoll; der tiefe Abgrund oft direkt neben der Piste; enge Kurven lassen jedoch keine Tagträumerei zu. Den Abgrund an der einen Seite und moosbewachsene Hänge an der anderen Seite, teilweise mit frischen kleinen Quellflüssen die sich auch nicht von einer Schotterpiste vom ausbreiten behindern lassen, ratterten wir gierig der Zivilisation entgegen. Bald muss doch der erste Bauernhof kommen? Nein, da windet sich das Tal wieder und es erscheint ein anderes Tal und darauf das nächste. Unterwegs ziehen zwei Jeeps an uns vorbei die vermutlich jeden Stein kennen. Bei schlechter Sicht lohnt sich diese Fahrt kaum, denn es fordert viel von einem ab und man käme vermutlich noch langsamer voran. Endlich sind wir ganz unten im engen Tal des Eyjarfjarðardalur mit eindrucksvollen Wasserfällen angekommen, doch je mehr sich das Tal vor einem öffnet, desto mehr erinnert es an den Einfluss des Menschen. Wir sehen saftige Wiesen, Felder, Pferde, weisse Häuser mit roten Dächern und schließlich Kirchen und Gemeindehäuser, bis wir in der hübschen Hauptstadt des Nordens, Akureyri, angekommen sind. Hier machen wir einige Besorgungen und fahren über die asphaltiere Ringstraße in das bei Isländern beliebte Waldgebiet Vaglaskógur in dem sich unser angemietetes Sommerhaus befindet. Wir genießen den Abend mit einem leckeren Essen und lassen den Tag mit einem Bad im Hot Pot auf der Veranda unter tanzenden Nordlichtern umgeben von raschelnden Birkenbäumen ausklingen.
Heute hatten wir uns anfangs einen Besuch der Askja Caldera im östlichen Hochland als Tagesausflug vorgenommen. Den Plan gaben wir aber eigentlich schon am Tag zuvor auf, da die Fahrt über die schlechten Hochlandpisten extrem lang geworden wäre. Außerdem machten wir die Erfahrung, dass fünf Frauen mit nur einem Bad kaum zu einer frühen Anfahrt fähig sind. Da das Wetter immer noch unschlagbar war, entschieden wir uns stattdessen für den atemberaubenden Nationalpark Jökulsárglúfur mit seinen vielen Wandermöglichkeiten. Dem Weg nach Húsavík folgten wir teils auf der Ringstrasse am Goðafoss (Götterwasserfall) dem wir aber diesmal keine Beachtung schenkten. In Húsavík erschien das Meer so herrlich blau vor den braunen Bergen mit weißen Schneeflecken. Im Birkenwaldgebiet Ásbyrgi wanderten wir zwischen den fantastischen Steilwänden zum grünlichen See Botnstjörn und genossen die letzte Sommersonne bei einem absolut windstillen Picknick. Auf dem Weg zu den Echofelsen, Hjóðaklettar, kamen uns doch enige Autos entgegen. Mittlerweile ist der Weg dorthin deutlich verbessert worden, dennoch dauert die Fahrt einige Zeit, vor allem von den Echofelsen bis zum Dettifoss.
An den Hjóðaklettar macht das Wanderherz einen Aufschrei: endlos scheint die bizarre Felsenlandschaft am mächtigen Fluss Jökulsá á Fjöllum. Basaltsäulen biegen sich in alle erdenklichen Richtungen, ob nun rosettenförmig oder aufstrebend, würfelartig oder als Wabenstruktur: hier bietet ein Spaziergang immer neue Einblicke in die geologischen Ausprägungen der vom Gletscherfluss geformten Landschaft. Der Wanderweg schlängelt sich durch die eindrucksvollen Gebilde und schliesslich nach der Felsenkirche “Kirkja” weiter und dann hinauf auf die schwarzen und rötlichen Berge, die Rauðhólar, von welchem man einen tollen Blick auf die Schlucht im Norden und auf die Felsenlandschaft im Süden genießen kann. Der Himmel trübte sich ein wenig und es kam ein frischer Wind auf, so dass wir uns auf den Rückweg begaben und den schnelleren und direkteren Wanderweg an den Echofelsen vorbei nahmen. Weiter ging es mit dem Landcruiser den staubigen Weg in Richtung Dettifoss. Mehrere Begegnungen mit Reisenden aus der anderen Richtung mit den dazugehörigen Ausweichungsmanövern ließ die Strecke recht lang erscheinen; es waren aber auch deutliche Bemühungen zur Anlage einer neuen, breiteren Straße sichtbar. Die Strecke vom Dettifoss zur Ringstrasse ist schließlich bereits asphaltiert. Durch eine Asphaltierung der gesamten Strecke wird sich das Verhalten der Reisenden in Zukunft sicher deutlich ändern und die Westseite der Straße mehr genutzt werden als die Ostseite, die im Moment stärker frequentiert wird. Somit werden dann auch die Echofelsen zugänglicher, was natürlich auch negative Effekte auf diese einzigartige Landschaft mit sich bringen wird. Hier ist wie in ganz Island ein gutes Management gefragt um die steigenden Besuchermassen zu regeln.
Doch weiter zu unserer Reise: gegen 18 Uhr erreichten wir erst den Parkplatz am Dettifoss, den wir, ohne den Wasserfall zu besichtigen, da wir diesen alle erst vor kurzen besucht hatten, sofort wieder verließen. In Vorfreude auf unsere selbst gegrillten Hamburger und dem heißen Hot Pot am Sommerhaus, zogen wir auch an den beliebten Attraktionen des Mývatn Sees vorbei wie das Gebiet des Krafla Vulkans oder den Jarðböðin, der “Blauen Lagune des Nordens”.
Der Tag begann vielversprechend mit Sonnenschein. Tatsächlich waren wir halb 9 Uhr morgens zur Abfahrt bereit; fuhren am Goðafoss tanken und begaben uns auf ein Weiteres in ein neues Hochlandabenteuer. Der erste Abschnitt führte durch das noch recht grüne und schmale Tal Bárðardalur auf einer guten Schotterstrasse. Der Wasserfall Aldeyjarfoss mit seinen formschönen Basalsäulen die das Flussbett zieren war unserer erster Stopp. Hier ist auch die Schlucht oberhalb des Wasserfalls sehr einladend.
Die Strecke die danach bis zur Hochlandoase Nýidalur kommt, verschwimmt im Nachhinein zu einer einzigen Erinnerung: eine sandig-schottrige Piste, die sich meilenweit über und an Bergen vorbei schlängelt, hoch und runter. Kaum eine Menschenseele bis auf das amerikanische Ehepaar ebenfalls mit einem Landcruiser dessen stolzer, älterer Fahrer auf keinen Fall fünf Frauen an sich vorbeiziehen lassen wollte. Auf dieser an sich ganz guten Hochlandpiste freut man sich über jede Abwechslung: ein Schild, ein bisschen Vegetation am Rande eines Bächleins, der Blick auf die großen Eiskappen des Vatnajökull, Tungnafellsjökull und dann später des Hofsjökull, den wir auf unserer Reise die ganze Zeit über irgendwie nicht loswurden. Trotz gefühlter endloser Fahrt erinnerte ein Blick auf die Karte daran, dass man eigentlich kaum Strecke gemacht hat. Man fährt und wartet – wartet und fährt. In einem Reiseführer ist von Hochlanddepression die Rede die wir uns sogar bei unserem Traumwetter auf einmal ganz gut vorstellen konnten. Wie muss einem die Fahrerei erst bei schlechten Wetter mit begrenzter Sicht vorkommen? Ganz selten wartete mal ein Blümchen am Wegesrand auf – ansonsten war es einfach nur eine schwarzbraune Wüste.
Wenigstens kamen wir gut voran, überquerten ein paar harmlose Bäche mit farbenfrohen, herbstlichen Uferbewuchs und konnten sogar bis zu 60, wenn nicht sogar bis zu 70 km/h fahren. Es gab eigentlich keine Schlaglöcher, nur ein bisschen Waschbrett und immer wieder enge Kurven auf welche in dieser Einöde natürlich nicht mit Schildern hingewiesen wurde. Schließlich ging die Strecke direkt auf den Gletscher Tungnafellsjökull zu und somit auch auf die heißersehnten Hütten in der Hochlandstation Nýidalur. Wer schon mal da war, weiss was Abgeschiedenheit bedeutet. Kurz vor der Hütte mussten wir aber noch drei Flüsse überqueren, die eigentlich wie Verästlungen eines einzigen Flusses waren. Diese sahen zunächst harmlos aus, stellten sich dann aber doch als tiefer heraus. Dennoch war der Wasserstand deutlich niedriger als sonst, da es lange nicht geregnet hatte und auch Frost in der Nacht gab, so dass an ein schmelzen des Gletschereises nicht zu denken war.
Sofort wurden wir von einem freundlichen Ranger mit seinem Husky begrüßt, der ganz überrascht über den isländischen Besuch war. Normalerweise würden fast nur ausländische Touristen Nýidalur besuchen und der Reaktion des Ranges zu urteilen, kann es sich dabei nicht um besonders viele handeln. Hätten wir nicht so ein Hunger gehabt, hätten wir wahrscheinlich länger mit dem sympathischen Mann geplaudert und auch dem Hund mehr Aufmerksamkeit geschenkt. In einer der Hütten gab es einen kleinen Speisesaal in dem wir unsere letzten Nahrungsreserven verzehren konnten. Die weitere Fahrt verlief ebenso wie der Abschnitt vor der Hütte. Die Piste wurde nicht besser, aber auch nicht schlechter und war noch genau so schwarzbraun; nur der Blick ändert sich schleichend. Bald schon wurde der Hofsjökull rechts von uns dominant und das Gebirge Kerlingarfjöll, welches wir am ersten Tag bereits besucht hatten. Hier und da boten sich gute Aussichtspunkte; auch auf den See Kvíslavatn. Zwei Stunden dauerte es in etwa von Nýidalur nach Hrauneyjar. Dort begegneten uns mehrere Autos und die Zivilisation hatte uns wieder. Knapp 9 Stunden waren wir dann schon unterwegs und gönnten uns eine Pause im Hochlandzentrum und Hotel Hrauneyjar in dem für diese Jahreszeit noch reges Treiben herrschte. Auch hier wurde bereits kräftig angebaut, wie in so ziemlich allen isländischen Hotels. Als Reisebüro ließen wir uns natürlich diverse Zimmertypen zeigen bevor wir die Fahrt nach Hause durch das Tal Þórsárdalur udn dann über die Ringstrasse 1 fortsetzten.
Text und Bilder: Anne Steinbrenner