Im deutschen und englischen Sprachgebrauch alle Einwohner des mittelalterlichen Skandinaviens und Islands als Wikinger zu bezeichnen, wird immer mehr irritierender. Offen gesprochen ist er beleidigend. In Reiseführern wird ständig behauptet, dass wir Abkömmlinge dieser Schurken sind, die vom 8. bis 11. Jahrhundert in ganz Europa raubten und plünderten, mordeten und vergewaltigten, und in der Literatur Wikinger genannt wurden. Es wird sogar behauptet, dass Island eine Wikingerkolonie war.
Was bedeutet das Wort Wiking?
Niemand weiss mit Sicherheit, was das Wort víkingur ursprünglich bedeutet. Das älteste Beispiel, wicing, befindet sich in einer angelsächsischen Quelle vom 8. Jahrhundert, doch die etymologische Bedeutung ist nicht ganz klar. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ‚Vík‘ ist wohl ‚Einschnitt‘ oder ‚Riefe‘ in die Küste, eine Bucht, wo man ein Boot oder Schiff anlanden konnte. Dort konnten Fischer sich aufhalten, während der Fangzeit. Der älteste bekannte Sinn des altenglischen Wortes ‚Vic‘ scheint ‚Dorf‘ oder ‚Niederlassung‘ zu sein, und es befindet sich immer noch in Ortsnamen wie Norwich und auch in den älteren Formen von York. Es ist zu bedenken, dass das englische Wort ‚villain‘ von ‚village‘ das isländische Wort ‚þorpari‘ von ‚þorp‘ [Dorf] und das angelsächsische ‚vicing‘ von ‚vic‘, alle ‚Räuber‘ bedeuten. Möglicherweise haben die Dörfler, wenn kein Fischfang möglich war und sie keinen Viehbestand hatten, sich zu Raubfahrten an den Bauernhöfen begeben. Daher der Bedeutungswechsel.Jedenfalls galt diese Bezeichnung bald auch für nordische Seeräuber.[1]
Englische und andere mittelalterliche Annalen waren mutatis mutandis den heutigen Massenmedien gleich. Sie berichten nicht viel von der täglichen, friedlichen Arbeit, sondern hauptsächlich von Grausamkeiten. Nordische Seefahrer werden meistens nur genannt, wenn sie in Gewalttätigkeiten verwickelt waren, ein Kloster überfielen, Menschen schlachteten oder versklavten. In den Annalen wird es aber seltener erwähnt, wenn sie als Kaufleute oder in einer anderen friedlichen Absicht kamen. Mit Recht oder Unrecht bekam das Wort Wiking im Mittelalter die Bedeutung Räuber oder Mörder.
Eines der ältesten Beispiele findet man in dem isländischen Homilienbuch von ca. 1200, wo das Wort Mörder als viking übersetzt wird. Im Matthäusevangelium 22, 7 sagt Jesus:
Da wurde der König zornig, sandte seine Heere aus und liess jene Mörder umbringen und ihre Stadt verbrennen.
In dem Homilienbuch wird dieser Vers folgendermassen nacherzählt (in moderner Orthograpie):
En þá er konunginum var sagt, hvað þeir höfðu gjört, þá sendi hann her sinn og lét drepa víkinga þá og brenndi upp borgir þeirra.
Etliche Wikingerfans wollen heutzutage behaupten, dass die Wikinger vor allem Kaufleute und Handwerker waren. So war es bestimmt nicht im Mittelalter. Die Kaufleute wurden einfach kaupmenn genannt. Hier haben wir eine andere Passage aus demselben Homilienbuch, wo gefragt wird:
Til hvers herja víkingar á kaupmenn? (Warum greifen Wikinger die Kaufmänner an?)
Ähnlichen Standpunkt findet man in dem norwegischen Homilienbuch aus gleicher Zeit, wo es u. A. heisst:
Ef hver þjófur eða víkingur missti auga síns í stuld eða ráni, þá myndi hann aldrigi síðan stela né ræna. (Wenn jeder Dieb oder Wiking sein Auge bei Diebstahl oder Raub verliere, würde er nie wieder stehlen noch plündern).
An anderen Stellen in den Homilienbüchern wird der Begriff víking (f. Wikingerfahrt) als eine der abscheulichsten Sünden klassifiziert.[2]
Auf jeden Fall ist es sehr irreführend, alle nordischen Menschen im Mittelalter als Wikinger zu bezeichnen. Die Zahl der eigentlichen Wikinger betrug nie mehr als einen winzigen Prozentsatz der gesamten nordischen mittelalterlichen Bevölkerung, auch nicht wenn man die Kaufleute mitrechnet. Auf der anderen Seite kann man ohne Probleme von einer Wikingerzeit reden, weil diese tatenlustige Männer unbestreitbar diese Periode sehr geprägt haben. Schmuckstücke und Waffen im Stil der Wikingerzeit sind aber nicht von eigentlichen Wikingern gemacht, sondern von geschickten Handwerkern dieses Zeitalters.
Die vorgenannte Auffassung des Wortes hat ausserdem keine alte Tradition. In der grossen Oxford Dictionary steht unter Viking:
One of those Scandinavian adventurers who practised piracy at sea, and committed depredations on land, in northern and western Europe from the 8th to the 11th c; sometimes in general use, a warlike pirate or sea-rover.
Im Grimms Wörterbuch steht unter Wiking:
bezeichnung seefahrender bewohner Norwegens, Dänemarks und Schwedens, die als eroberer vom 8.-11. jh. die küsten Europas heimsuchten …, im deutschen erst in jüngster zeit neben älterem und häufigerem Nordmann, Normanne geläufig geworden.
Wikingergeschichten
Isländische Autoren haben gewiss über Raubfahrten mehrerer Wikingerführer in Europa und anderswo geschrieben, etwa vier Jahrhunderte später als die angeblichen Ereignisse stattgefunden haben dürften. Diese abenteurlichen Wikingersagas sind vor allen Dingen ordinäre Unterhaltung. Ihr Schauplatz ist immer weit ausserhalb Islands, und die meisten angeblichen Ereignisse finden lange vor der Besiedlung Islands statt. Es geht hier um die sogenannten Vorzeitsagas, die einer ganz anderen Gattung angehören als die Isländersagas. Sie erinnern am ehesten an moderne amerikanische Rambo-Geschichten, doch dann und wann können recht schöne oder lustige Kapitel darin vorkommen.
Weil der Inhalt dieser Fantasiegeschichten recht international ist, waren diese Sagas unter den ersten, die ab 17. Jh. gedruckt und übersetzt wurden und zwar ins Lateinische, Schwedische, Dänische, Deutsche oder Englische. Die Isländersagas wurden viel später übersetzt. Die damalige Grossmacht Schweden war zuerst unter den Eifrigsten auf diesem Gebiet. Damit wollten die Schweden hervorheben, dass diese tapferen Sagahelden die Vorfahren ihrer Könige waren.[4] Im 19. Jh. kamen die Deutschen vorwiegend daran, u. A. um die germanische Tapferkeit gegenüber der französischen Arroganz zu demonstrieren.
Dieses kämpferische Bild von den Wikingern hat man im 20. Jahrhundert ständig in Romanen und Filmen erneuert. Und obwohl einige moderne Wikingerfreunde sie gern als Kaufleute oder Handwerker verstehen möchten, so ist es die herrschende Ansicht überall auf der Welt, dass sie vor allem Krieger, Räuber und Vergewaltiger waren. Und das stimmt auch. Die Berufswikinger waren sicher nichts als Terroristen. Man muss aber zugeben, dass nicht alle gingen freiwillig mit auf eine Wikingerfahrt. Einige wurden dazu gezwungen. Auf dem europäischen Kontinent wurden die Wikinger übrigens mehr als Normannen verrufen, und dieses lateinische Gebet wurde in der Zeit bekannt: A furore Normannorum libera nos, Domine: Herr, befreie uns von der Raserei der Normannen.
Nordische Könige zur Wikingerzeit
Es waren jedoch nicht nur Wikinger, die Greueltaten in dieser Zeit begingen. Die meisten nordischen, englischen oder kontinentalen Fürsten waren mehr oder weniger die selbe Sorte. Die sogenannten Könige in Skandinavien waren keine ‘edle’ Menschen, wie uns in der Kindheit eingeprägt wurde. Aufrichtig gesagt, gleichen sie eher heutigen Banditenführern oder den Hells Angels. Wenn man die brillante Heimskringla oder auch andere nordische Königensagas vom 9. bis 12. Jh. nüchtern liest, so wirkt sogar die ironische Gerpla von Halldór Laxness fast wie ein Wiegenlied. Mehrere Wikingeranführer waren auch von Zeit zu Zeit nichts anders als Söldner bei diesen grausamen Heerführern, die sich gern Könige nannten.
In den nordischen Ländern gab es zu jeder Zeit mehrere Bewerber um die Königsmacht. Diese Bezeichnung bedeutete ganz schlicht das Vorrecht auf Abgaben von den Bauern. Der Prozess war meistens so: Ein Bewerber um ein Königtum ging mit einer Truppe Krieger in eine Ansiedlung, forderte Untertänigkeit und Steuer von den Bauern, töteten sie oder verbrannten ihre Höfe, wenn sie nicht mitmachen wollten. Diese Gewaltakte fuhren fort, bis die Mehrheit der Bauer sich gezwungen sah, die Steuerlast zu akzeptieren. Dann begab sich der Führer zur nächsten Gegend, und so ging es weiter. Danach herrschte dieser Gewalttäter, bis ein anderer Bewerber noch gewaltiger wurde. Die mächtigsten Könige gingen ausserdem oft auf Kriegsfahrten in andere Länder.
Etliche dieser Heerführer waren selbstverständlich nicht nur habsüchtig und machtgierig, sondern auch geil, und liessen mehrere Kinder hinter sich auf diesen Raubfahrten. Im Laufe der Zeit konnte es deshalb manchmal passieren, dass einige ehrgeizige uneheliche Söhne Anspruch auf das ‘Königreich’ erhoben, und es entwickelte sich ein ‘Erbfolgekrieg’. Verwandtschaft bedeutete dabei meistens keine Freundschaft.
Ab und zu schlossen diese Fürsten jedoch einen Friedensvertrag, doch dieser wurde sofort gebrochen, wenn die Abgaben der Bauern nicht für die Verschwendung aller Hofhalte reichte. Es ist tatsächlich keine Ehre, seinen Stammbaum auf irgendeinen nordischen König im Mittelalter zurückführen zu können, wie es einige Isländer in der Vergangenheit versucht haben. In Norwegen kann man z.B. in der Zeit von etwa 900 bis 1200 nur zwei Könige finden, die man aus menschlicher Sicht respektieren könnte. Einerseits Hákon Aðalsteinsfóstri in der Mitte des 10. Jh., der die Belastung der Bauern verminderte, und andererseits Ólafur kyrri in der Mitte des 12. Jh., der sich von Kriegen fernhielt, aber die Baukunst in seinem Land förderte.
Die Besiedler Islands
Es ist absurd, die Besiedler Islands als Wikinger zu bezeichnen. Die grosse Mehrheit waren schlechthin Bauern, die frei von den Heerfahrten in ihrer Heimat leben möchten. Berufswikinger hatten verständlicherweise in Island nichts zu suchen. Dort gab es weder Schlösser noch Klöster auszurauben, kein Gold oder andere Kostbarkeiten zu klauen, nicht einmal Frauen. Freilich gab es unter den Besiedlern Männer, die an Wikingerfahrten teilgenommen hatten, doch sie waren keine berufliche Wikinger. Möglicherweise konnten sie Island als eine Art Altersheim für Wikinger betrachten. Es kam auch vor, und wird in den Sagas belegt, dass junge isländische Bauernsöhne für ein paar Jahre ins Ausland fuhren, um die äussere Welt kennenzulernen. Einige von ihnen nahmen auch an Handelsfahrten oder Wikingerfahrten teil, doch sie wurden keine Wikingeranführer. Selbst eine Person wie Egill Skallagrímsson, der ein grossartiger Dichter, Säufer, Geizhals und Kämpfer war, kehrte immer zu seinem Bauernhof auf Island zurück, wenn er seine rückständingen Schulden oder die Erbschaft seiner Ehefrau im Ausland abgeholt hatte.
Relative Friedenszeit
Es ist ein altes Missverständnis oder eine Missdeutung, dass die ersten Jahrhunderte der Besiedlung Islands eine ausgesprochene Kriegszeit waren. Die Isländersagas handeln gewiss oft von solchen Fehden. Der Beweggrund ist aber, wie meistens, dass man eher von Ausnahmen als der Regel berichtet. Aus dem Grunde kommen schmerzliche Totschläge oft in den Sagas vor. In ihrer Sachlichkeit sind diese Sagas jedoch eher Warnungen gegen die Fehden. Sie demonstrieren die Trauer und den Schmerz, die Totschlägen folgt. Die ältesten und besten Sagas verherrlichen auch gar nicht die Gewalttaten. Im Gegenteil; sie werden eher als Tragödien beschrieben. Eine Ausnahme bildet die Fóstbræðra Saga, sowie einige jüngere Sagas, die als Unterhaltung von den Wikingersagas beeinflusst sind. Es ist kein Zufall, dass Halldór Laxness besonders die Fóstbræðra Saga zur Zielscheibe seines Spotts gemacht hat.
Es sieht vielmehr so aus, dass die ersten drei Jahrhunderte der Geschichte Islands relativ geruhsam waren. Jedenfalls war es viel friedlicher dort als in Skandinavien zur gleichen Zeit. Freilich haben die Bauern sich manchmal über Grenzscheidung, Fischgründe oder Strandgut gestritten. Sicher waren einige der Grossbauern herrisch den Kleinbauern und Pächtern gegenüber, doch dies hat nur selten Totschläge oder schwere Verletzungen verursacht. Vor allem gab es keine organisierten Raubzüge oder Massaker wie seitens der Königsbewerber in Skandinavien. So etwas Ähnliches fing erst Ende des 12. Jh. an, als einige Grossbauernfamilien damit anfingen, sich um die Vorherrschaft im ganzen Land zu streiten. Daraus entwickelte sich die verrufene Sturlungerzeit.
Literarische Folgen
Man sollte die relative Friedfertigkeit dieses Zeitalters allerdings nicht übertreiben. Doch darin, und in der semi-demokratischen Gesellschaft, liegt wahrscheinlich eine wichtige Erklärung der vielgesprochenen literarischen Tätigkeit der Isländer im Mittelalter.
Die Kunst des Lesens und Schreibens kam mit der Kirche nach Island. Im 11. und 12. Jh. war die Kirche in Island aber gar nicht selbständig. Praktisch alle Pfarrkirchen waren Eigentum des jeweiligen Kirchenbauers. Die Pfarrenschulen wurden auch von gewissen Grossbauern gegründet und aufrechterhalten. Die Pfarrer gehörten dem Haushalt des zuständigen Kirchenbauerns. Weil die Pfarrer die Schreibkunst und das Lateinische beherrschten, konnten sie dem Hausherr auf andere Weise nützlich sein als die gewöhnlichen Knechte. Sie verstanden sich nämlich aufs Schreiben.
Im sog. Ersten grammatischen Traktat von Mitte des 12. Jh., wo der unbekannte Autor sagt, dass er den Isländern ein Alphabet ausarbeiten will, nennt er, was bisher in Island geschrieben worden war: heilige Auslegungen, Gesetze, Genealogie – und ‘weisse Kunden’, wobei höchstwahrscheinlich Historik oder Kenntnis von der Landnahme gemeint ist.
Die letzten drei Gattungen konnten eben allen Grossbauern wichtig sein. Es musste vorteilhaft sein, die Gesetze schriftlich bei sich zu haben, statt sich auf mündliche Überlieferung verlassen zu müssen. Es ist kaum Zufall, wie viele Reste von Gesetzbüchern auf Bauernhöfen im 17. und 18. Jh. gefunden wurden. Stammbaumkunde konnte wichtig sein, weil das Erbrecht sich bis ins fünfte Glied streckte. Man konnte unerwartet eine Erbschaft erhalten, falls man davon wusste. Nicht zuletzt war es praktisch, die Grenze und Ursprung seiner Ländereien schriftlich vor sich zu haben, statt von üblichen zwölf Zeugen abhängig zu sein. Eine andere Sache ist, ob das Schriftstück immer genau wahrhaftig war, da der Gutsbesitzer es selbst redigiert hatte!
Mit diesen Schreibereien hat die isländische Umgangsprache sich allmählich zur Schriftsprache entwickelt. Es ging natürlich nicht, das gelehrte internationale Latein zu benutzen, weil die meisten Auftragsgeber, die Grossbauern, kein Latein verstanden. Auf der Suche nach Belegmaterial aus der Stammbaumkunde oder Geschichten aus der Landnahmezeit muss man auf interessante Erzählungen gestossen sein, darunter Liebesgeschichten, die Material für ausführlichere Sagas liefern konnten. Diese wurden dann auch später als Unterhaltung geschrieben. Und sie mussten selbsverständlich auch in der Muttersprache verfasst sein, damit die ganze Hausgemeinschaft mitfolgen konnte.
Der grosse Unterschied zwischen den Historikern in England und Dänemark, wie Geoffrey of Monmouth und Saxo Grammaticus einerseits, und den isländischen Sagaverfassern andererseits, liegt vor allem bei der Leserschaft. Einerseits schrieb man für die Oberschicht und im Latein; andererseits für ungelehrtes Publikum, und von daher in der Muttersprache. Der Lauf der Dinge und die Personen der Isländersagas konnten auch bekannt und sogar verwandt mit den Zuhörern sein, und das trug zu einer gewissen Nüchternheit und Sachlichkeit der Sagaschreiber bei.
Es war undenkbar, dass leibeigene Bauer der Feudalherren und Klöstern in Europa des Mittelalters solche Literatur hätten schreiben können. Sie hatten keine eigene Schriftsprache, und die Geistlichkeit brauchte nur ihr Latein. Die Adligen hatten keinen Grund, Literatur für das Gesinde auf ihren Gehöften zu produzieren. In Island war die Gesellschaft noch nicht so pyramidenförmig, und der Unterschied zwischen Hausherr und Knecht nicht himmelsweit.
Es war keine besondere literarische Begabung der Isländer, die unsere weltberühmte mittelalterliche Literatur schuf, sondern der glückliche Zufall, dass die Schreibkunst das Volk erreichte, während die Bauernschaft immer noch relative Gleichheit und primitive Demokratie genoss, frei von königlicher Feudalherrschaft und Unfrieden. Wenn die Isländer auf etwas in ihrer Vergangenheit stolz sein dürfen, dann ist es diese semi-demokratische Gesellschaft im 10. bis 12. Jahrhundert, die Vorausetzungen für volkstümliche Schriftsprache und kulturellen Grund für hervorragende Literatur stellte, auch wenn die prächtigsten erhaltenen Werke erst dann geschaffen wurden, als die Demokratie schon im Niedergang war.
Diese interessante Periode hatte aber nichts mit den Wikingern zu tun. Die törichten Geschäfts-Spekulanten, die im letzten Jahrzehnt die isländische Wirtschaft schwer geschädigt haben, und man ‘útrásarvíkinga’ genannt hat, sind vielleicht den alten Wikingern ebenbürtig. Hoffentlich hören deutsch- und englisch-sprechende Journalisten und Schriftsteller damit auf, unsere unschuldigen Vorfahren und uns selbst mit diesen widerwärtigen Terroristen zu verwechseln.
Quellen: [1] An Anglo-Saxon Dictionary. Ed. T. Nortcote Toller. Oxford University Press. London 1854, 1214.The Oxford English Dictionary. Volume XII. Oxford 1961, 200.Ásgeir Blöndal Magnússon. Íslensk orðsifjabók. Reykjavík 1989. de Vries, Jan. Altnordisches etymologisches Wörterbuch. Leiden 1962, 662.[2] Die Bibel. Die heilige Schrift des alten und neuen Bundes. Herder. Freiburg – Basel – Wien. 1965.Homiliu-Bók. Isländska homilier. Utg. Theodor Wisén. Lund 1872, 164, 143. Gammel norsk homiliebog. Udg. C.R. Unger. Kristiania 1864, 35-36, 50-51, 122. Professor Francois-Xavier Dillmann hat mich auf diese Passagen aufmerksam gemacht.[3] The Oxford English Dictionary XII, Oxford 1961, 200.Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm XIV, I.2. Leipzig 1960, 1639-1640.[4] Siehe z. B. Nordiska Kämpa Dater. Udg. Erik Julius Björner. Stockholm 1737.
Über den Schriftsteller:
Árni Björnsson ist ein isländischer Kulturwissenschaftler der sowohl an der Universität Greifswald als auch an der Universität Berlin als Lektor tätig war. Er leitete ebenfalls die Ethnologische Abteilung des Isländischen Nationalmuseums und hat zahlreiche Bücher über Volksbräuche und dem historischen Wandel Islands verfasst.