Wer in Island kein Schwimmbad oder Hot Pot bzw. „heiße Töpfe“ (isl. heitir pottar) besucht hat, hat Island nicht wirklich kennengelernt. Rund um die Insel gibt es ca. 170 überwiegend geothermisch beheizte Freibäder in einem Land von gerade einmal 330.000 Einwohnern. So klein ein Ort auch sein mag – ein Schwimmbad ist fast immer ausfindig zu machen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl natürlicher heißer Quellen ohne besondere Infrastruktur und einige warme Flüsse inmitten der wilden Natur in denen man baden kann.
Die Schwimmbäder sind fester Bestandteil isländischer Kultur. In den meist über 36°C bis 45°C heißen Hot Pots, welche sich fast in jedem Schwimmbad befinden, wird von den Besuchern so manche Rede geschwungen und über Politik und Gesellschaft diskutiert. Auch kann man in den Bädern wirklich jeden antreffen. Als Beweis hier ein Zitat des Schriftstellers Kristof Magnusson aus seinem Buch „Gebrauchsanweisung für Island“:’Sie saß einmal in einem der heißen Töpfe und plauderte mit einem Amerikaner, der sie fragte, was sie beruflich mache. Ich bin Präsidentin, antwortete Vigdís Finnbogadóttir. Von welcher Firma?, fragte der Amerikaner, und sie antwortete: Von Island.“
Die Nutzung der heißen Quellen ist aber keine Idee, die erst vor kurzem entstanden ist, sondern geht vermutlich bis in die Besiedlungszeit Islands zurück. Ein bekanntes Beispiel ist die Snorralaug in Reykholt welche von Snorri Sturlusson, einem bedeutenden isländischen Dichter und Historiker, welcher im 12./13. Jahrhundert gelebt hat, gebaut wurde. Das runde Becken wurde und wird auch immer noch von einer heißen Quelle gespeist.
Kein Freibad gleicht dem anderen und es gibt eine große Vielfalt an Bädern und heißen Quellen wie die folgende Auswahl zeigt:
Gamla Laugin oder auch die „Secret Lagoon“ in Flúðir
Ursprünglich wurde das Schwimmbad im Jahre 1891 gebaut und gilt somit als das ältestes Schwimmbad in Island. Obwohl es erst vor kurzem restauriert wurde, hat es doch den alten Charakter bewahrt. Rund um das Bad befinden sich heiße, blubbernde Quellen und sogar ein kleiner Geysir der alle 5 Minuten ausbricht.
Laugardalslaug in Reykjavík
Das Schwimmbad Laugardalslaug am Tal Laugardalur ist eines der größten Schwimmbäder Islands mit zahlreichen Hot Pots inklusive eines SalzwasserHot Pots, 50 m – Bahnen zum Schwimmen, ein großes Spielbecken für Kinder mit mehreren Rutschen, ein Becken für Kleinkinder und anderen warmen Becken. Ein Dampfbad und eine Sauna steht den Gästen ebenfalls zur Verfügung.
Das Strandbad Nautholsvík in Reykjavík
Der weisse, künstliche erschaffene Strand aus Muschelssand ist ein Beispiel dafür, wie die Isländer der harschen Natur mit witzigem Einfallsreichtum trotzem. Hier wird warmes Wasser in das Meer geleitet und somit das Baden im an sich von Natur aus kalten Nordatlantik ermöglicht. Wer sich nicht traut, kann auch mit dem länglichen Becken. Vorlieb nehmen.
Das Fontana Geothermalbad in Laugarvatn
Dieses recht neue und luxuriöse Bad weist eine Reihe von Mineralbädern mit unterschiedlicher Tiefe auf, die von einer heißen Quelle gespeist werden. Es gibt eine finnische Sauna mit einer Temperatur zwischen 80°C und 90°C und mehrere Dampfbäder. Vom Bad aus kann man den Blick auf den See Laugarvatn geniessen, der dem Bad direkt angeschlossen ist. Wer sich traut, kann sich im See abkühlen und durch den Temperaturwechsel seine Gesundheit stärken.
Das Naturbad am Mývatn (Jarðböðin)
Dieses moderne Bad ist wie eine kleinere Ausgabe der Blauen Lagune im Süden. Ebenfalls in schwarzen Lavafeldern gelegen und mit mineralreichem 36 – 40°C heißem Wasser versorgt, soll sich ein Bad besonders auf Asthmapatienten und Patienten mit bestimmten Hautkrankheiten positiv auswirken. Zwei Dampfbäder befinden sich direkt über dem Thermalgebiet.
Krossneslaug in den Westfjorden
Die Schwimmbäder in den Westfjorden sind vergleichsweise klein und einfach. Dafür liegen sie aber meist in unglaublich schönen Landschaften; oft auch direkt am Meer. Das in den 50er Jahren gebaute Schwimmbad Krossneslaug in einer der einsamsten Gegenden der Westfjorde ist hier ein gutes Beispiel. Es gibt ein kleines Häuschen in dem man sich gegen ein freiwilliges Entgelt umziehen kann; Personal gibt es hier aber nicht. Im warmen Wasser genießt man den ungetrübten Blick auf den Atlantik.
Seljavallalaug
Dieses kleine, versteckte Schwimmbad ist eines der ältesten des Landes und liegt direkt an einem Hang in der Nähe der Farm Seljavellir unterhalb des Gletschers Mýrdalsjökull in unglaublicher Landschaft. Eine der Längsseiten ist eine Felswand. Von dort fließt das heiße Wasser direkt in das Becken und wärmt es bis auf 30°C bis 34°C. Es gibt auch Umkleidekabienen, die zwar schon ein wenig alt und zerfallen sind, aber genutzt werden können.
Grettislaug am Nordende von Reykjaströnd
Wo heute das ovale Becken mit traditionellen Steinwällen liegt, hat laut der Grettissaga schon der vogelfreie Grettir Ásmundason in der heißen Quelle gebadet nachdem er von der Insel Drangey wieder ans Festland geschwommen ist.
Der heiße Pool in Hveravellir
Auf der Fahrt auf der von Nord nach Süd verlaufenden Hochlandpiste Kjölur kommt man in das Geothermalgebiet und Naturreservat Hveravellir. Direkt an den dampfenden Quellen und Fumarolen gelegen gibt es auch eine heiße Badequelle mit milchblauem-
schwefelhaltigem Wasser. Die Atmosphäre ist an diesem Ort ganz besonders, da sich das Lavafeld Kjalhraun überblicken lässt und man bei gutem Wetter auch den Gletscher Langjökull sehen kann.
Blaue Lagune bei Grindavík auf der Halbinsel Reykjanes
Die Blaue Lagune gehört schon seit langem zum festen Bestandteil der touristischen Attraktionen Islands und ist inzwischen recht stark frequentiert. Innerhalb des schwarzen, zerklüfteten Lavafeldes Illuhraun mischt sich heißes Wasser eines nahegelegenen Kraftwerkes mit dem salzhaltigen Wasser des Meeres. Die milchigblaue Farbe des Wassers ist einzigartig und entsteht durch Kieselalgen.